Ort

Wiener Musikverein

1010 Wien, Musikvereinsplatz 1
www.musikverein.at

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„So hoch auch die Erwartungen gehen mochten, so wurden sie doch von dem ersten Eindruck des Saales überboten, der an architektonischer Schönheit und stilvoller Pracht einzig in seiner Art dasteht.“ So schrieb die Presse über die Eröffnung des neuen Musikvereinsgebäudes und das erste Konzerte im Großen Musikvereinssaal am 6. Januar 1870.

Der Eindruck muß überwältigend gewesen sein – so überwältigend, daß Wiens Kritikerpapst Eduard Hanslick irritiert die Frage aufwarf, ob dieser Große Musikvereinssaal „nicht zu glänzend und prachtvoll sei für einen Concertsaal“. „Von allen Seiten quellen Gold und Farben …“

War diese Pracht, wie Hanslick als verschreckter Asket mutmaßte, nicht eine Ablenkung von der Musik? Oder bewirkte sie nicht doch – wie das unzählige Musikfreunde bis heute empfinden – das genaue Gegenteil davon, nämlich eine Hinlenkung zur Musik?

Die festliche Stimmung dieses Saales werfe alles ab, „was an das alltägliche Leben erinnert“, schrieb denn auch ein anderer Wiener Kritiker, Carl Eduard Schelle. Der Große Musikvereinssaal, meinte er, biete nicht nur das ideale Ambiente für Musik, sondern sei selbst Musik:

„… in den architektonischen Einzelheiten, in der Ornamentik, den Farbentönen wie in der Gliederung der Massen spricht sich in der Tat eine Empfindung aus, die man musikalisch nennen möchte; wäre es möglich, die große Jupiter-Symphonie von Mozart sich in festen, sichtbaren Formen konstruiert zu denken, so würde dieser neue Saal des Musikvereins-Gebäudes ein entsprechendes Bild liefern. Hansen und Mozart haben in Wahrheit einen verwandten Zug gemein.“

Der Große Musikvereinssaal, exakt 48,80 Meter lang, 19,10 Meter breit und 17,75 Meter hoch, verbindet die in sich ruhende, stabile Grundform eines Quaders mit belebenden Details. Die Wände und die Decke sind rhythmisch gegliedert, Formen und Farben gehen ein spannungsvolles Wechselspiel ein. Die von August Eisenmenger geschaffenen Deckengemälde – Apollo und die neun Musen, auf Nebenfeldern von Genien umschwebt – setzen mit ihrer blauen Grundfarbe einen dynamischen Kontrapunkt zum vorherrschenden Goldton des Saales.

Einen weiteren, nicht weniger reizvollen Gegenpol schafft das schlichte Weiß der von Franz Melnitzky angefertigten Plastiken. Die Paare weiblicher Figuren, lässig-elegant über die Dachvorsprünge der Balkontüren und der Orgel hingegossen, korrespondieren wieder bestens mit den streng aufrecht stehenden Karyatiden im Parterre – feminine Variationen im historistischen Spiel des Großen Saales. Dazwischen nimmt die Tonkunst konkrete Gestalt an:

Auf Sockeln stehen die Marmorbüsten berühmter Komponisten der Vergangenheit (in die illustre Galerie wurden nur Meister aufgenommen, die 1870 schon verstorben waren). Darüber hinweg zieht sich die Reihe der Bogenfenster. Auch das Tageslicht spielt so seinen Part in Hansens Symphonie der Farben.

Jenseits aller künstlerischen Details zeichnet den Großen Musikvereinssaal vor allem eines aus: Seine Ästhetik vollendet, was schon den Gründervätern als Idee des Musikvereins vorschwebte. Denn dieser Saal, in dem jeder Punkt gleich wichtig und gleich günstig ist, grenzt niemanden aus, sondern schafft Verbindungen.

Mehr als zweitausend Menschen – 1744 auf den Sitzplätzen und 300 auf den Stehplätzen – finden so zu einer Gemeinschaft zusammen.

Musik unter Freunden zu erleben: das ist es, was die Gesellschaft der Musikfreunde ausmacht.

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